Am 4.11.2021 hat der VCD ein spannendes online-Dialogforum zur künftigen Bahnstruktur in Flensburg, eine mögliche Reaktivierung der Strecke nach Niebüll und einen ZOB-Bahnhof, oder mögliche Alternativen durchgeführt. Erstmal gelang es, die harten Fronten etwas aufzuweichen. Es lohnt sich, den Bericht dazu zu lesen.
Für uns als BI Bahnhofsviertel ist das Thema von brennendem Interesse. Ein großer Teil unserer Probleme geht zurück auf den Beschluss der Ratsversammlung von 2016, keinen gemeinsamen Grenzbahnhof, keinen Fernbahnhof in Weiche und keinen ZOB-Bahnhof zu wollen, sondern nur am vorhandenen Bahnhof festzuhalten und diesen attraktiver zu gestalten. Ungeachtet der im vorausgehenden, sehr umfassenden Gutachten von SMA (ein unabhängiges Consulting- und Softwareunternehmen für Bahnsysteme) dargestellten Aussicht, dass das nur 2000 zusätzliche Bahnfahrer erzeugen kann gegenüber mehr als 10.000 bei anderen Varianten. Die Erklärung war die Angst vor den Kosten für die Stadt.
Das Gutachten von SMA ist ausgesprochen lesenswert. Es stellt eine ausführliche Untersuchung aller damals diskutierten und jetzt wieder aufgebrachten Varianten dar, mit vergleichender Wertung der jeweiligen Vor- und Nachteile, ihrer Machbarkeit, Chancen und Kosten.
Für die von der Ratsversammlung gewählte Variante „Null-plus“ wird schon dort das unselige Parkhaus auf dem Postgelände empfohlen, gegen dessen Umsetzung wir uns bis heute einsetzen. Allerdings wird auch ein anderer möglicher Standort erwähnt sowie der immer noch nicht realisierte Aufzug vom Bahnhof zur Schleswiger Straße, der völlig unproblematisch zwei Buslinien an den Bahnhof anbinden würde. Wäre der realisiert, hätte die Stadt bestimmt auch Parkmöglichkeiten südlich der Gleise ernsthafter verfolgt, für die sich in der Zwischenzeit naheliegende Möglichkeiten ergeben haben und ungenutzt blieben.
Ebenfalls unerwähnt ist die Variante, die erst später erdacht wurde: Die Förde-S-Bahn, die mit Zwei-Systemzügen am Bahnhof auf Straßenschienen wechseln und über den ZOB weiter bis in den Norden Flensburgs fahren könnte, mit viel höheren Taktfrequenzen als das bei einem Regionalbahnhof am ZOB möglich wäre und leicht die Verknüpfung an einen Fernbahnhof in Weiche herstellen könnte. Diese Variante könnte alle Vorteile der umkämpften anderen vereinen und eine Menge PKW-Verkehr in der Innenstadt überflüssig machen. Und sie würde das Parkhaus im Bahnhofswald unnötig machen, denn man könnte überall in Flensburg einsteigen. Die Machbarkeits-Studie läuft. Aber wann das tatsächlich realisiert werden könnte, ist offen.
Natürlich gilt das auch für die anderen diskutierten Varianten: Immer wenn der jetzige Bahnhof ergänzt wird durch einen Fernbahnhof in Weiche oder einen Regionalbahnhof am ZOB, wird das Parkhaus überflüssig.
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