Flensburg, 06.09.2023
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Geyer,
sehr geehrte Mitglieder der Flensburger Ratsversammlung,
die Folgen des Klimawandels mit zunehmenden Dürreperioden, Starkregen und Sommerstürmen sind auch in Flensburg zur Wirklichkeit geworden. Die Auswirkungen bei uns im Norden sind noch deutlich geringer als in anderen Teilen Deutschlands, aber das ist nicht unser Verdienst.
Wer den Klimawandel aufhalten will, muss zu allererst weitere Umweltschäden vermeiden. Unnötige Baumfällungen und großflächige Versiegelungen sind unbedingt zu unterlassen, ganz besonders in den hitzebelasteten Städten.
Was geschieht in Flensburg? Während einerseits in den nächsten Tagen ein Klimaanpassungskonzept verabschiedet werden soll, sind für Fahrradwege umfangreiche Baumfällungen und Flächenversiegelungen geplant, zum Beispiel für einen Ausbau der Fahrradwege an der Exe zwischen Schützenkuhle und Marienallee. Das ist absurd, es ist wie Gas und Bremse gleichzeitig.
Der Umbau der Fahrradwege ist in diesem Ausmaß überhaupt nicht notwendig, wie langjährige Beobachtungen von Anwohnern und Nutzern zeigen. Für den Ausbau des stadtauswärts führenden Fahrradweges, der wenig befahren wird, sind 16 der insgesamt mindestens 23 Baumfällungen geplant Für die Strecke stadteinwärts gibt es in diesem Abschnitt bereits sogar zwei parallel verlaufende Wege!
Daher fordern wir:
Der Ausbau zur Veloroute sollte nur auf dem stadteinwärts – und nahe an den Schulen gelegenen Radweg – erfolgen, auf der Gegenseite sind lediglich Ausbesserungen des Asphalts vorzunehmen, so könnten 16 der insgesamt 23 Bäume verbleiben.
Die Ersatzpflanzungen für die verbleibenden sieben Baumfällungen müssen zeitnah und in unmittelbarer Umgebung erfolgen.
Geld für Radwege sollte zu allererst zur Sanierung der schlechten, aber viel befahrenen Radwege in der Innenstadt und für die fahrradgerechte Umgestaltung der zahlreichen Kopfsteinpflasterstraßen verwendet werden. Wichtig ist doch z.B., dass man auf dem Weg zur Schule sicher radeln kann und nicht nur die letzten Meter auf Radschnellwegen.
Die Entscheidungen dürfen sich nicht an dem Erhalt von Fördergeldern orientieren, sondern müssen inhaltlich getroffen werden, unter Einbeziehung von Auswirkungen auf das lokale Klima. Fördergelder – auch nicht für Radwege – rechtfertigen keine Naturzerstörung! Der geplante und völlig überflüssige Ausbau des Fahrradweges zwischen Schleswiger Straße und Eckernförder Landstraße ist hierfür ein Musterbeispiel. Hinzu kommt, dass die Fördermittel nie reichen, sondern die Stadt – bei knapper Haushaltslage – kräftig dazuzahlen muss.
In Zukunft müssen neben Radfahrerverbänden auch die Naturschutzorganisationen und vor allem die Untere Naturschutzbehörde und der Naturschutzbeirat Flensburgs unbeeinflusst und frühzeitig in die Planungen einbezogen werden, besonders dann, wenn derart massive Eingriffe in die Natur drohen.
Wir appellieren an Sie, Herr Dr. Geyer und an die politischen Parteien, die Beschlüsse zum Radwegebau noch einmal zu überdenken und zu korrigieren. Das ist möglich, wie der Fall des Naturwissenschaftlichen Museums zeigt, dessen Schließung trotz Ratsbeschluss abgewendet werden konnte.
Die Verabschiedung eines Klimaanpassungskonzeptes gerät zur Farce, wenn weiterhin gegen die Basis jeden Klimaschutzes, nämlich die Natur zu erhalten, wie in diesem Konzept gefordert, verstoßen wird.
Im Namen der Initiative „Jeder Baum zählt!“
Sabine Scholl
Neueste Kommentare